Klang-Bild Symbiose
Wir betreten einen dunklen Raum. Zwei
Bilder werden an die Wand projiziert. Ich glaube etwas Metallenes zu
erkennen. Oder doch etwas Spiegelähnliches? Plötzlich setzt ein
Rauschen ein. Ich fühle mich, als würde ich im Zug sitzen. Ich höre
den Wagon auf den Gleisen dahin rattern. Ein lautes Klicken erregt meine
Aufmerksamkeit, eines der beiden Bilder hat gewechselt. Wenig später
das zweite. Und dann ist es plötzlich wieder still. Aus den
Lautsprechern dringen nur noch leise Klopfgeräusche, oder klingt es
eher wie zartes Kratzen? Mir werden ganz nebensächliche Geräusche
bewusst, das Motorgeräusch von der Straße, die flüsternden Nachbarn,
das Gebläse der Diaprojektoren oder die Stimmen, die von außen zu uns
herein, in diesen abgeschlossenen Raum dringen.
Ich erinnere mich an die Worte der Künstler
Christoph Herndler und Mary Fernety beim Interview einen Tag zuvor. Die
Klanginstallation soll das Gehör schulen, es aufmerksamer machen. Durch
die unterschiedlichen, manchmal leisen, manchmal lauten Sequenzen werden
Geräusche erkennbar oder hörbar, die man vorher nicht wahrgenommen hätte.
Die Bilder, die eine Spiegelung des
Himmels mit Hilfe farbiger Folien darstellen, werden auf die Steinmauer
des Turminneren projiziert und somit verschwimmen die Grenzen zwischen
Bild und Mauer, es ist nicht mehr klar erkennbar, welche Teile gehören
zur Fotographie, was sind Bestandteile der Mauer, was ist
Illusion, was Realität?
Die Künstler wehren sich sehr, ihre
eigene Arbeit zu interpretieren, trotzdem versuchen sie zu erläutern,
wie sie auf gewisse Ideen gekommen sind und wie sich die gesamte
Installation zusammengesetzt hat. Trotz
der vorgefertigten, fixen Materialien ist es ihnen sehr wichtig, nicht
bewusst gewisse Gefühlsdrüsen zu drücken und die Interpretation so
offen wie möglich zu halten um dem Publikum eine ganz eigene und persönliche
Interpretation zu ermöglichen.
Der Lautsprecher wird als Instrument
behandelt, er selbst ist das Medium. Der akustische sowie der visuelle
Part der Installation lassen gewisse Assoziationen zu. Denn die Idee
hinter dem Ganzen kann unmöglich unerkannt bleiben. So wird sich sicher
so mancher wie im fliegenden Flugzeug oder fahrendem Zug fühlen, wenn
er bei Rattern und Rauschen die Bilder vom gespiegelten Himmel
betrachtet.
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